Warum mußte Huptus scheitern?

(Zur Ätiologie des Zapfendünkelschen Plastizismus)

Huptus von Zapfendünkels tragische Figur quälte sich lange Jahre durch alle Höhen und Tiefen schonungsloser Dichtung und hemmungsloser Prosa. Geboren auf Kerkira, begann er schon im zarten Alter von fünf Sekunden mit autodidaktischen Studien zur konkreten Lautmalerei, denen ab dem vierten Lebensjahr erste Portraitzeichnungen mit dadaistisch verfremdeten Kopffüßlern folgten. Als multipler Frühbegabter konnte Huptus somit ohne Umschweife ein ausgedehntes Studium der Fertigdichtung in Dosen beginnen, das nach der Hochzeit mit Alma von Zapfendünkel, geborene Spärlich, in ein musisches Privatbegnadetentum mündete.

Trotz der teilweise begeisterten Resonanz der Kulturpresse sind von Zapfendünkels Werke heute nahezu vergessen, und hätte nicht Gattin Alma einen Teil seiner Werke vor einer Horde aufgebrachter Nachbarn in ihrer Kittelschürze versteckt - nichts wäre vom Lebenswerk des Schöpfers der Fertigdichtung übriggeblieben.

Wer von Zapfendünkels Lebenswandel aufmerksam verfolgt, dem wird früher oder später die Frage aufstoßen: "Wovon hat Huptus eigentlich gelebt?" Seine Bilder und Reime wollte niemand geschenkt, geschweige denn kaufen, ein ehrbarer Beruf war ihm fremd, und ohnehin konnte er selbst einfachsten handwerklichen Tätigkeiten wegen einer angeborenen praktophoben Dysfunktion beider linken Hände nicht nachkommen.

An dieser Stelle tritt Alma, die treue Seele, aus dem Schatten der Zapfendünkelschen Biographie. Sie war ihm Muse und mütterliche Gefährtin zugleich, stammte aus gutbürgerlichem Haus und konnte sich einen erfolglosen Berufspoeten leisten, der ihr von Zeit zu Zeit einen kurzen, liebevollen Knüttelreim widmete. Nach den Abendmahlzeiten pflegte Alma noch eine Weile seinen neuesten Schöpfungen zu lauschen und fertigte dabei abstrakte Stopfbilder, die Huptus zur Entwicklung seines berühmten Zapfendünkelschen Plastizismus anregten.

Noch zwei andere Weggefährten halten im Leben des Dichters eine exponierte Stellung: Karl Ehrlich, seines Zeichens theoretischer Komponist und Musiksynthet, sowie sein treuer Mischlingshund Fido, der nicht weniger als siebzehn Jahre alt wurde, bis ins hohe Alter bemerkenswerten Appetit entwickelte und (fälschlicherweise) für das Verschwinden zahlreicher Manuskripte verantwortlich gemacht wurde. Tatsächlich förderten Grabungen im Zapfendünkelschen Hausgarten zahlreiche Knochen verschiedener Größe und Geschmacksrichtung zutage, jedoch keinerlei Überreste vermisster Dichtungen. Die langjährige Freundschaft mit Karl Ehrlich regte Huptus gleichfalls zu kompositionstheoretischen Versuchen im Stil des freischwebenden Dilettantismus an. Leider endeten sie mit einem Zerwürfnis, das sich an der Frage entzündete, ob die kleine oder die große Sekunde als Basis aller musikalischen Empfindungen anzusehen sei. Hierzu trug auch der Umstand bei, dass Ehrlich und von Zapfendünkel immer hitziger wurden und auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung dazu übergingen, die kleinen und großen Sekunden entgegen ihrer sonst rein theoretischen Maxime praktisch zu intonieren. Die dabei entstehenden Schallemissionen brachten die gesamte Nachbarschaft derart auf, dass sie beide Urheber im nahen Teich zu ertränken drohte, woraufhin Alma beherzt die Initiative ergriff, Freund Karl vor die Tür setzte, und so das Schlimmste verhütete.

Betrachten Sie, lieber Besucher, mit uns die kreativen Perioden und ästhetischen Wirrungen des "Don Quichote" der tragischen Klumpendichtung! Wie der führende Huptus-Experte am Hammelfurther Institut für besinnungslose Poesie, Prof. Syntax(1) feststellt, lassen sich unter literaturwissenschaftlichen Gesichtspunkten vier Schaffensperioden klar unterscheiden: infantile Omnipotenz als Auslöser einer manischen Schreibwut, die juvenile Minimalperiode, ausgefüllt mit drangvoller Suche nach der allumfassenden Silbe, seine tragischen Jahre als verkanteter Textklempner und schließlich das greise Spätwerk voll seniler Beharrlichkeit und friedvoller Schlichtheit.

(1) Prospectus Syntax: Metrisches Polytrauma und transzendenter Schüttelreim im Werk Zapfendünkels. Hammelfurth, Berlin 1992.
 

Büste des Huptus
   


Pressestimmen

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"Die Emanzipation des Selbst in der Dialektik zwischen Sein und Schein findet hier ihre Synthese im Mythos institutionalisierter Riten."

Welt und Intellekt

"... etwas zu monochrom geratenes Onlinespiel ohne Joystick-Kontrolle"

Happy Power Player

"... heitere Unterhaltungsdiät für die ganze Familie."

Fernwehwoche

"Als eulopäische Kammelspiel sind von Zapfendunkels Welke fuel chinesische Zuschauel nul schwel verständlich."

Pekingente

"Ein wahrhaft inkontinentes Vergnügen!"

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